FÜHRUNG

Führung vor Ort: Lottenhof

Führung zum Vortrag „Bauen und Partizipation: Der Lottenhof in Potsdam“
 
Noch sind die zentralen Gebäude der ehemaligen genossenschaftlichen Konsumgaststätte am Rande der Parkanlagen von Schloss Sanssouci in Potsdam vom Verfall bedroht. Einer aktiven Nachbarschaft ist es zu verdanken, dass dieser – für manche Menschen im Kiez „magische“ – Ort bald zu einem urbanen Zentrum der Begegnung und Gemeinschaft werden wird. In den letzten Jahren hatten sie bereits Gärten angelegt, statisch unbedenkliche Gebäudeteile erobert und sogar einen Tanzboden gebaut. Sie haben das brachliegende Gelände zum Leben geweckt. Vieles gelang in gemeinsamer ehrenamtlicher Arbeit. Der grandiose Mittelpunkt des Gebäudes, ein 300 m2 offener Saal, dessen stützenfreie Deckenkonstruktion von vier Pylonen gehalten wird, war jedoch so marode, dass nur eine professionelle Sanierung ihn vor dem endgültigen Verfall retten kann. Mit dem Architekturbüro Su Schnorbusch holte sich der Nachbarschaftsverein deshalb eine ausgewiesene Expertin bei der Realisierung partizipativer Bauprojekte mit ins Boot.
 
Nach Prüfung, Planung und Budegtierung der notwendigen Sanierungs- und Bauarbeiten, konnten wir erfolgreich die notwendigen Fördermittel vom Bund akquirieren. Zusätzliche Mittel kommen von Land und Kommune. Die Finanzierung ist damit gesichert und die Arbeiten können in diesem Jahr beginnen. Die besondere Herausforderung derartiger Vorhaben besteht darin, die basisdemokratischen Prozesse durch sachkundige Expertise zu begleiten, eine breite Beteiligung aller AkteurInnen zu ermöglichen und Entscheidungsprozesse so zu strukturieren, dass am Ende eine zustimmungsfähige Planungsgrundlage erarbeitet werden kann. Als Architektin muss ich mich einlassen, auf die Träume und Visionen einer heterogenen Zielgruppe. Dabei sind die Bereitschaft zu respektvoller Auseinandersetzung auf Augenhöhe und Kompromissbereitschaft gefragt. Zudem gilt es, für die Realisierung relevante zusätzliche AkteurInnen mit ins Boot zu holen: die Besitzerin der Gebäude und des Grundstücks (in diesem Fall die Preußische Schlösser- und Seenverwaltung), die Kommune und den Bund. Um derart auch kommunikativ komplexe Projekte erfolgreich realisieren zu können, ist die persönliche Überzeugung von deren gesellschaftlicher Relevanz zumindest hilfreich.
 
Ich lade Sie ein, sich bei dieser Führung von der Begeisterung der AnwohnerInnen für dieses in die Jahre gekommene Kleinod der DDR-Architekturgeschichte anstecken zu lassen und ein Gefühl für die Träume der Menschen nach Nachbarschaft und gelebter Gemeinschaft zu entwickeln. Auch aus baulicher und architekturhistorischer Sicht ist das gesamte Gelände äußerst spannend. Es befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Schloss Charlottenhof und ist darüber hinaus eines der wenigen verbliebenen Zeugnisse innovativer DDR-Architektur der 1970er Jahre. Selbstverständlich wurde das Gebäude 1970 demonstrativ als Antithese zu den Herrschaftsgebäuden der Monarchie errichtet. Fassade und äußeres Ambiente sollen daher ebenso wie die spektakulären Pylonen erhalten bzw. wiederhergestellt werden. Der Innenteil des Gebäudes wird an die heutigen Bedürfnisse angepasst und ertüchtigt. Um den Eindruck abzurunden und zu vertiefen bietet sich ein Besuch in den Parkanlagen von Sanssouci an – insbesondere ein Besuch des Gartens von Schloss Charlottenhof.
 
mit: Su Schnorbusch