VORTRAG

Lottenhof – ein Kleinod der Ostmoderne für die Nachbarschaft sichern

Bauen und Partizipation: Der Lottenhof in Potsdam
 
Oktober 2014: Hundert HelferInnen schleppen Müll, Gerümpel und Bauschutt aus den Gebäuden der ehemaligen HO-Gaststätte Charlottenhof. Container um Container wird gefüllt. Die Überreste aus 40 Jahren. Mit der Aufräumaktion startet die Realisierung eines Traums: Aus dem verwahrlosten Gelände der ehemaligen genossenschaftlichen Konsumgaststätte am Rande der Parkanlagen von Schloss Sanssouci in Potsdam soll ein Ort der Begegnung und Gemeinschaft werden. Gärten werden angelegt, statisch unbedenkliche Gebäudeteile von unterschiedlichen NutzerInnen erobert und sogar ein Tanzboden wird gebaut. Leben zieht ein auf dem Gelände, neue Ideen reifen heran. Aus der Gaststätte »Charlottenhof« soll ein urbanes nachbarschaftliches Zentrum werden, der »Lottenhof«, mit Gastronomie, Werkstätten, Veranstaltungsräumen und Kindertagesstätte. Dazu muss unter anderem der grandiose Mittelpunkt des Gebäudes, ein 300 m2 offener Saal, dessen stützenfreie Deckenkonstruktion von vier Pylonen gehalten wird, vor dem endgültigen Verfall gerettet werden.
 
Mit der Prüfung und Planung der notwendigen Sanierungs- und Bauarbeiten beauftragte das Stadtteilnetzwerk Potsdam West e.V. das Büro Su Schnorbusch, das seit Jahren partizipative Bauprojekte begleitet und realisiert. Die besondere Herausforderung derartiger Vorhaben besteht darin, die basisdemokratischen Prozesse durch sachkundige Expertise zu begleiten, eine breite Beteiligung aller AkteurInnen zu ermöglichen und Entscheidungsprozesse so zu strukturieren, dass am Ende eine zustimmungsfähige Planungsgrundlage erarbeitet werden kann. Als Architektin muss ich mich einlassen, auf die Träume und Visionen einer heterogenen Zielgruppe. Dabei sind die Bereitschaft zu respektvoller Auseinandersetzung auf Augenhöhe und Kompromissbereitschaft gefragt. Zudem gilt es, für die Realisierung relevante zusätzliche AkteurInnen mit ins Boot zu holen: die Besitzerin der Gebäude und des Grundstücks (in diesem Fall die Preußische Schlösser- und Seenverwaltung), die Kommune und den Bund. Um derart auch kommunikativ komplexe Projekte erfolgreich realisieren zu können, ist die persönliche Überzeugung von deren gesellschaftlicher Relevanz zumindest hilfreich.
 
Bis zur Wende 1989 war die Gaststätte Charlottenhof ein beliebter Treffpunkt für AnwohnerInnen und TouristInnen. Ab 1990 zog zunächst eine Diskothek, anschließend eine Trattoria ein. Später verkamen Gelände und Gebäude, bis sie von engagierten BürgerInnen  aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt wurden. Die Sanierung und Ertüchtigung des Komplexes ist sowohl aus baulicher wie auch aus historischer Sicht äußerst spannend. Handelt es sich doch um eines der wenigen verbliebenen Zeugnisse innovativer DDR-Architektur der 1970er Jahre. Fassade und äußeres Ambiente sollen ebenso wie die spektakulären Pylonen erhalten bzw. wiederhergestellt werden. Der Innenteil des Gebäudes wird an die heutigen Bedürfnisse angepasst und ertüchtigt. Bund und Kommune haben die Finanzierung ab 2021 zugesagt, so dass demnächst mit den Arbeiten begonnen werden kann.
 
Nach dieser Veranstaltung wird der Vortrag „Frauenklöster im Wandel“, gehalten von Ulrike Rose, stattfinden. Dieser beschäftigt sich mit der Erhaltung von der Kultur historischen Bauten.
 
in Kooperation mit: Stadtteilnetzwerk Potsdam-West e.V.
 
mit: Su Schnorbusch
 
 
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